Die Zeit ist reif für einen inklusiveren Nationalrat

Ein Bild von Marianne Plüss: kurze blonde Haare, Brille, beige Jacke und graues Top, Halskette.

In diesem Gast-Beitrag stellt Marianne Plüss sich mit ihren eigenen Worten vor. Marianne Plüss, selbst sehbehindert, ist aktuell Nationalratskandidatin für die Wahlen im Oktober 2023. Dieser, und weitere Beiträge werden uns von den Reporter:innen ohne Barrieren zur Verfügung gestellt und können auf www.inclusive-media.ch nachgelesen werden.

«Seit Kindsbeinen wurde bei uns zuhause am Mittagstisch politisiert, da mein Vater viele Jahre im Gemeinderat tätig war.

Je nach Interesse verfolge ich Politsendungen, informiere mich vor den Abstimmungen und Wahlen, bilde mir meine eigene Meinung und Stimme ab.

Ich engagiere mich hauptsächlich in der Wohngemeinde und in der Stadt Bern, meinem Arbeitsort, um die Lebensqualität für uns Menschen mit Behinderungen zu verbessern. Ich zeige auf, wo allfällige Stolperfallen und/oder Verletzungsgefahren sind und schlage den verschiedenen Akteuren nach Möglichkeit Lösungsansätze vor.

Seit zwei Jahren bin ich aktives Mitglied der Grünliberalen Kanton Bern.

Herausfordernd ist für mich als sehbehinderte bereits das autonome Ausfüllen der Wahlunterlagen. Auch das Einfordern von neutralen Informationen ist schwierig. Diese sind mehrheitlich in kleingedruckter Papierform. Deshalb fordern die Betroffenen und Behindertenorganisationen seit Jahren die Einführung des E-Votings. Ebenfalls sind die Vorlagen, aufbereitet durch die von der Partei in Auftrag gegebenen Grafiker, für den eigenen Wahlkampf nicht barrierefrei oder die Podien sind schlecht beleuchtet, um eine Rede zu halten. Oder die Treppe dazu ist sehr steil und so nicht für alle zugänglich. Manchmal werden wir auch nur auf unsere Behinderung reduziert und die anderen Kompetenzen werden nicht wahrgenommen.

Auch parteiintern muss noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden. Das Thema Gleichstellung von Menschen mit Behinderung schmeckt längst nicht allen.

Die Umsetzung der UN-BRK ist längst überfällig. Nicht erst morgen oder übermorgen, sondern heute. Die Schweiz muss inklusiver werden. Der Erhalt der Kraftorte in der Natur sowie genügend bezahlbare KITA-Plätze und qualifiziertes, gut bezahltes Fachpersonal sind mir wichtig. Dafür setze ich mich ein.

Die Behindertenliste polarisiert. Spätestens jetzt werden wir Menschen mit einer Behinderung sichtbar. Ich bin überzeugt, dass die enorme Mobilisierung und die engagierten Wahlkämpfe am 22. Oktober Früchte tragen werden. Die Zeit ist reif für einen inklusiveren Nationalrat.»

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EVP setzt sich für die Inklusions-Initiative ein

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